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Hilfsmaterial zum selbstregulierten Lernen für Studierende

Der Übergang von der Schule in ein Hochschulstudium stellt für viele Lernende eine große Herausforderung dar. Während in der Schule relativ strikte Rahmenbedingungen den Lernalltag regeln, wird an der Hochschule häufig vorausgesetzt, dass Studierende ihr Lernen selbst initiieren und organisieren. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Studierenden: Sie müssen sich komplexe Sachverhalte und große Stoffmengen aus verschiedenen Quellen eigenständig erschließen und im Laufe des Studiums schriftliche Arbeiten in verschiedenen Umfängen verfassen. Forschungsstudien in unseren Projekten haben ergeben, dass diese hohen Anforderungen für Studierende oft nicht einfach bewältigt werden, insbesondere wenn es darum geht, das Lernen erfolgreich zu regulieren und motiviert zu bleiben.¹ ² ³ ⁴ Daher ist es wichtig, dass Studierende Kompetenzen zum selbstregulierten Lernen und Motivationsregulation entwickeln, um mit diesen Anforderungen gut umzugehen und erfolgreich zu sein.

 

In den folgenden Abschnitten werden kurze Erklärungen zum selbstregulierten Lernen und zur Motivationsregulation gegeben. Daneben erhalten Sie Zugang zu kostenlosen, einfach zu bedienenden Selbsttests, mit denen Studierenden ihre Kompetenzen in diesen Bereichen bewerten können. Die Selbsttests liefern visualisierte Ergebnisse und praktische Tipps zur Verbesserung des selbstregulierten Lernens und der Motivationsregulation im Studium. 

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CC BY-NC-ND

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Was ist Selbstreguliertes Lernen?

Selbstreguliertes Lernen bedeutet, den eigenen Lernprozess zu steuern, um ein vorher bestimmtes, (Lern-)Ziel zu erreichen.

 

Studierende, die ihr Lernen selbst regulieren...

  • ... setzen sich eigenständig Lernziele,

  • ... wenden passende Lernstrategien an,

  • ... halten ihre Motivation auch bei Widrigkeiten aufrecht,

  • ... bewerten ihre Lernergebnisse während und nach Abschluss des Lernprozesses.
     

Selbstreguliertes Lernen kann man sich als einen Prozess vorstellen, der verschiedene Phasen umfasst:

In der Planungsphase analysieren Lernende die an sie gestellte Aufgabe dahingehend, welches Vorwissen sie bereits besitzen, welche Schritte zur Zielerreichung notwendig sind und welche Strategien sich dafür eignen.

In der Durchführungsphase werden die ausgewählten Strategien umgesetzt, wobei der eigene Lernfortschritt laufend überwacht wird, um frühzeitig notwendige Anpassungen durchführen zu können.

In der anschließenden Selbstreflexionsphase wird schließlich analysiert, ob die gesetzten Ziele erreicht wurden und welche Strategien zur Erreichung oder Nicht-Erreichung beigetragen haben. Forschungsergebnisse zeigen, dass das selbstregulierte Lernen positiv mit dem Einsatz von Lernstrategien, der Motivation und den akademischen Leistungen von Studierenden verbunden ist.⁶

 

Mit dem folgenden kurzen 15-minütigen Selbsttest können Studierende nicht nur herausfinden, wie viel sie über verschiedene Strategien des selbstregulierten Lernens wissen, sondern auch Diskrepanzen zwischen ihrem Wissen über und der tatsächlichen Anwendung von Strategien feststellen.

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Was ist Motivationsregulation?

Motivationsregulation beschreibt alle Maßnahmen, die Lernende bewusst ergreifen, um ihre Motivation in Bezug auf eine Lernaktivität zu initiieren, aufrechtzuerhalten oder zu steigern, selbst wenn sie mit Schwierigkeiten konfrontiert sind.⁷

In allen Phasen des selbstregulierten Lernens spielt die Motivation und deren Regulation eine wichtige Rolle⁸:

Einerseits muss ausreichend motivationale Energie aufgebracht werden, um die Lernhandlung zu initiieren (Planungsphase), andererseits muss sie während der Durchführungsphase aufrechterhalten und gegen andere, konkurrierende Interessen abgeschirmt werden.

Schließlich wird die Motivation, weitere Lernhandlungen durchzuführen maßgeblich von der Interpretation des Lernerfolgs oder -misserfolgs in der Selbstreflexionsphase beeinflusst.

Forschungsstudien haben ergeben, dass Studierende, die ihre Motivation erfolgreich regulieren, sich mehr anstrengen und ausdauernder beim Lernen sind⁹, einen besseren Lernstrategieeinsatz zeigen¹⁰ , eine höhere Selbstwirksamkeit¹¹, bessere Leistung³ und mehr Wohlbefinden¹² erleben.

Studierende, die wissen, welche Strategien zur Bewältigung von Motivationsproblemen in verschiedenen Lernsituationen geeignet sind, sind besser für den Umgang mit Motivationsproblemen beim Lernen gerüstet. Mit dem folgenden 20-minütigen Selbsttest können Studierende herausfinden, wie viel sie über geeignete und ungeeignete Strategien zur Motivationsregulation wissen (im Vergleich zu den Einschätzungen von Expert*innen). Danach werden ihre Ergebnisse angezeigt, sowie Informationen, wie sie zu interpretieren sind, und Tipps, wie sie ihre Motivationsregulation unterstützen können.

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[1]    Bäulke, L., Eckerlein, N. & Dresel, M. (2018). Interrelations between motivational regulation, procrastination and college dropout intentions. Unterrichtswissenschaft,
        46, 461–479. https://doi.org/10.1007/s42010-018-0029-5
[2]    Bäulke, L., Daumiller, M. & Dresel, M. (2021). The role of state and trait motivational regulation for procrastinatory behavior in academic contexts: Insights from two
        diary studies. Contemporary Educational Psychology, 65, 101951. https://doi.org/10.1016/j.cedpsych.2021.101951

[3]    Eckerlein, N., Roth, A., Engelschalk, T., Steuer, G., Schmitz, B. & Dresel, M. (2019). The role of motivational regulation in exam preparation: Results from a
        standardized diary study. Frontiers in Educational Psychology, 10:81. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.00081

[4]    Engelschalk, T., Steuer, G. & Dresel, M. (2017). Quantity and quality of motivational regulation among university students. Educational Psychology, 37(9),
        1154–1170. https://doi.org/10.1080/01443410.2017.1322177

[5]    Zimmerman, B. J. (2000). Attaining self-regulation: A social cognitive perspective. In M. Boekaerts, P. R. Pintrich, & M. Zeidner (Eds.), Handbook of self-regulation (pp.
        13–39). Academic Press. https://doi.org/10.1016/B978-012109890-2/50031-7

[6]   Theobald, M. (2021). Self-regulated learning training programs enhance university students’ academic performance, self-regulated learning strategies, and
        motivation: A meta
 analysis. Contemporary Educational Psychology, 66, 101976. https://doi.org/10.1016/j.cedpsych.2021.101976

[7]   Wolters, C. A. (2003). Understanding procrastination from a self-regulated learning perspective. Journal of Educational Psychology, 95(1), 179–187. 
        https://doi.org/10.1037/0022-0663.95.1.179

[8]   Engelschalk, T., Steuer, G. & Dresel, M. (2016). Effectiveness of motivational regulation: Dependence on specific situational triggers leading to the regulation of a
        deficient learning motivation. Learning and Individual Differences, 52, 72–78. https://doi.org/10.1016/j.lindif.2016.10.011

[9]   Schwinger, M., & Otterpohl, N. (2017). Which one works best? Considering the relative importance of motivational regulation strategies. Learning and Individual
        Differences, 53
, 122–132. https://doi.org/10.1016/j.lindif.2016.12.003

[10]  Wolters, C. A. (1999b). The relation between high school students' motivational regulation and their use of learning strategies, effort, and classroom performance.
        Learning and Individual Differences, 11, 281-299. https://doi.org/10.1016/S1041-6080(99)80004-1

[11]   Wolters, C. A. & Benzon, M. B.. (2013). Assessing and predicting college students' use of strategies for the self-regulation of motivation. The Journal of Experimental
        Education, 81
, 199-221. https://doi.org/10.1080/00220973.2012.699901

[12]  Grunschel, C., Schwinger, M., Steinmayr, R. & Fries, S. (2016). Effects of using motivational regulation strategies on students’ academic procrastination, academic
        performance, and well-being. Learning and Individual Differences, 49, 162–170. https://doi.org/10.1016/j.lindif.2016.06.008

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